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© Felicitas Remmert

Gründung des Arbeitskreises „Grün in der Stadt“

Der Arbeitskreis nimmt inhaltlich einen wesentlichen Platz ein innerhalb des nationalen und auch internationalen Diskurses zu dem Leitthema „Stadt-Grün-Kultur“, das bei dem gemeinsamen Bundeskongress der Fachverbände vom 28. Juni bis 1. Juli in Verbindung mit der 59. Deutschen Gartenamtsleiterkonferenz in Berlin postuliert wurde. Er greift auf, was das Weißbuch des BMBU und die Debatte um „Grüne Infrastruktur“ in den Städten in jüngster Vergangenheit angesprochen haben und was an Fachkongressen und Diskussionen zwischen Fach- und Berufsverbänden in den einschlägigen Medien an „neuem Bewußtsein“ verbreitet wurde. Fakt ist, das das „neue Bewußtsein“ inhaltlich den Wert aufgreift, der Wirtschaft, Kulturen und Gesellschaften aktuell im Sinne eines neuen „wirtschaftlichen Aufschwungs“ mobilisiert: Der spätindustrielle Wert „psycho-soziale Gesundheit“ hat technologische Innovationen als industrielle Antriebskraft für gesellschaftliche und kulturelle Prozesse ersetzt und sucht nach Materialisierung im Raum. Der Freiraum ist – mit Flora und Fauna - das höchste Gut unserer Gesellschaften, das für diesen Wert vorrangig eine existentiell sinnstiftende und eine materielle Bedeutung hat und in Quantität und Qualität hierfür zu schützen und zu gestalten ist.

Der Arbeitskreis „Grün in der Stadt“ unterstützt diese Bewegung und bietet Methoden und Wege, die Gestaltung und den Schutz unbebauter Räume in den Städten zu einem gesellschaftlichen Thema unterschiedlicher Nutzer- und Akteursgruppen zu machen. Die damit verfolgten Ziele werden nachfolgend dargestellt.

Botschaft

Fokus ist die Zukunft für die Entwicklung von „Grün in der Stadt“, „Sicherheit für den Prozess“, vorbeugende Vermeidung von Streßfaktoren für die Anlage, Pflege und Entwicklung von Habitats, quantitativ und qualitativ. „Grün in der Stadt“ betrifft private und öffentliche Freiräume, deren langfristige Nutzbarkeit als ökologische und sozio-kulturelle Ressourcen, deren Gestaltwert innerhalb unterschiedlicher Typologien von Stadtlandschaft und deren Wahrnehmbarkeit als bestehende und zu erneuernde „Natur“ im Alltag von Lebens- und Arbeitswelten.

Die Zukunft von „Grün in der Stadt“ wird gebunden an Bewertungen des Bestandes (Erhaltung und Pflege, Erneuerung/ Modernisierung, Ergänzung) und an die Aufstellung von Leitlinien zur Erneuerung und Neuanlage von Vegetation aller Dimensionen in unterschiedlichen Bedingungen von Stadt (innerstädtische Dichte, mittelstädtische Auflockerung der Bebauung, kleinstädtische und dörfliche Randlagen). Hierzu gesucht sind Stellungnahmen einer fachlichen Bandbreite zwischen Ökologie und Kunst im Sinne der respektvollen Fortführung historischer Bestände und der innovativen Erneuerung von Lagen durch Vegetation; obsolete industrielle Muster der Funktionalisierung und Entleerung von Freiräumen werden kritisch betrachtet und zugunsten der biodiversen Anreicherung und der raumbildenden Gestaltung von Räumen verändert. 

Mit einem ganzheitlichen Ansatz im Sinne eines zeitgemäßen, nicht länger funktional ausgerichteten, „Landscape Urbanism“ möchte der Arbeitskreis seine Fachkenntnisse in Sachen „Kultur der Anlage von Gärten und Landschaft“ generell und fallbezogen beratend einbringen und hierzu Positionen in der Fachöffentlichkeit (z.B. Zeitschrift Garten + Landschaft) publizieren. Die zentrale Botschaft hierzu liegt in Werten für Habitats für Flora und Fauna, die für Natur und Mensch die urbanen Lebens-und Arbeitswelten qualifizieren. Das neue Bewußtsein gibt dafür den Landschaftsarchitekten die Bedeutung, daß sie gleichberechtigt zum Architekten und zu beteiligten Ingenieuren und dauerhaft in der Erstellung und Begleitung von Planungen zu Rate gezogen werden. 

Zugänge zum Thema sind beispielsweise folgende Aspekte:

  • Wachsen und Verdichten sowie Schrumpfen der Städte“ - Vegetation im Kontext des zunehmend nachgefragten künstlichen Lebensumfeldes von Stadt
  • Synthese von Kultur-, Natur- und Gestaltungsverständnissen 
  • Authentische Raumrealitäten ihrer Zeit am Ort jenseits der globalisierenden „Verwilderungsphilosophien der 1980er Jahre“
  • Sorge um Versiegelungen ohne Ausgleich – „Urbanes Gebiet“
  • Praxiserfahrung und Innovationen zur neuen Definition von Kultur am Ort
  • Einbeziehung der Nutzer; ganzheitliche Ansätze 
  • Wissenschaftliche Begleitung der Erfassung und Bewertung von Lebensbedingungen für Flora und Fauna zur Unterstützung einer innovativen Praxis

Diese Aspekte sind Bestandteile von übergeordneten Themenkreisen und Handlungsfelder, wie z.B.:

  • „Netzwerke und Kulturarbeit“
  • „Raumbildung/ Typologien von Stadt, Raum und Wachstum“
  • „Gesundes Habitat von Vegetation und Mensch“

Handlungsrahmen

Die Aktivitäten des Arbeitskreises umfassen wissenschaftliche bis künstlerische Leistungen der Erfassung, Archivierung, Informationsweitergabe, Wissensentwicklung und – Vermittlung im Sinne einer intensiven Netzwerkarbeit. Netzwerkadressaten sind alle Träger öffentlicher Belange sowie regionale und kommunale Institutionen (Garten- und Grünflächenämter, s.a. Deutsche Gartenamtsleiterkonferenz, Deutsche Gartenbaugesellschaft …) der aktuellen Pflege und der Erhaltung von Gartenkunst und Landschaftskultur, die die Werte von Freiraum als schützenswertes und gestaltungsnotwendiges Kulturgut in der jeweiligen Stadtgesellschaft hochhalten und deren Umsetzung in der jeweiligen Stadtlandschaft vertreten. Einschlägige Verbände und Vereine, wie das Gartennetz Deutschland sowie die wissenschaftlichen staatlichen Forschungsinstitutionen (z.B. das Julius-Kühn-Institut  - JKI, ehemals BBA-, das Bundesortenamt, den Pflanzenschutzdienst der Bundesländer) kommen ergänzend hinzu. 

Herrschende Trends der Wertschätzung werden zugunsten einer aktuellen und als solche zu erneuernden kulturellen Beurteilung von „Grün in der Stadt“ als „Teil unserer gesellschaftlichen Ökonomien“ (Nutzbarkeit von Flächen, Wahrnehmbarkeit von Nutzungen als Wertsteigerung, Wertschöpfung durch gesunde Lebens- und Arbeitsbedingungen, Prävention von psychischen und physischen Gesundheitsbelastungen) gesammelt, erörtert und auf Nachhaltigkeit hin untersucht. Gefahren für Vegetationsbestände werden fotographisch dokumentiert und Alternativen der Entwicklung werden bildhaft aufgezeigt und für anstehende Maßnahmen von Vorbeugung und Pflege ausgewertet.

Die Netzwerkarbeit betrifft hierzu vor allem die Einbindung der kommunalen Gartenämter, der Hochschulen und Universitäten (auch der Forschungen zu Beiträgen von Raumbildung zur Gesundheit), der Akademien für Kunst, die Lehrgärten unterschiedlichen Institutionen und die kommerziellen Gartenbaubetriebe und Baumschulen sowie der Förster für fallbezogene Erfassung und Bewertung von Bedingungen für „Grün in der Stadt“.

Publikationen, Gutachten, Fortbildung und Aufklärung sowie Kontrolle von Umsetzungen und Beratung bei Konzeptionen zur Anlage und Gestaltung etc. sind reguläre, sich wiederholende Maßnahmen, die durch ausgewählte Vertreter im Rahmen der Netzwerkarbeit zu leisten sind. 

Inhalte und Organisation

Der Arbeitskreis versteht seine Arbeit als zentrale Impulsgebung und gleichermaßen als Impulserwartung an die Landesverbände der DGGL, als fallbezogene Auswertung und Beantwortung von resultierenden Anfragen und Feed-Backs zu thematischen Aspekten auf allen Ebenen der Netzwerkarbeit, nicht als Konkurrenz zu Berufsverbänden wie BDLA oder IFLA. Die Kooperation mit diesen Verbänden wird jedoch im Rahmen der Netzwerkarbeit national und international gesucht. Gemeinsamer Nenner sind „Gesunde Umwelten“ statt „Kranker Bestände“ von Habitats für Mensch und Natur. „Grüne urbane Technologien“ sind hierfür als Teil der Entwicklung von Wissen transparent zu machen und für eine fallbezogene Anwendung zur Verfügung zu stellen.

Die jeweiligen Kulturen der Regionen und Länder, ihre Geschichte und ihre Potentiale für eine ökonomisch und sozial nachhaltige Zukunft von Gartenkunst und Landschaftskultur sind hierbei Parameter aller Maßnahmen. Das Weißbuch der Bundesregierung wird entsprechend als Fundament für Philosophie und Wissen zugrunde gelegt. Umfassendes Ziel des Arbeitskreises ist, die vorhandenen Wissensstände zu entwickeln und die Informationen hierzu für neues Denken und Handeln aufzubauen und zu stützen.

Die nationale Netzwerkarbeit beginnt mit dem Ansprechen der Landesgruppenvertreter und renommierter Vertreter anderer Institutionen und Stiftungen mit geeignetem Bezug zur Wertschätzung von Freiräumen (z.B. Bundesstiftung Baukultur). Hierzu wird eine Adressenliste aller relevanten Kontakte sowie ein Organigramm aller Netzwerkpartner, soweit bereits gelistet, von der Bundesgeschäftsstelle der DGGL erstellt.

Die regionale Netzwerkarbeit in den Landesgruppen sollte die jeweils besonderen Potentiale/ Probleme von Naturraum und Besiedelung in den Blick nehmen. Schrumpfung und Verdichtung sind als regional besondere Prozesse und räumliche Muster von Wachstum erheblich und sind vor allem regional für die Aufstellung von Werten zur räumlichen Differenzierung von „Grün in der Stadt“ zugrunde zu legen. Bundes- und Landesgartenschauen sind hierbei zu erfassen und zu begleiten. Hinweise auf regionale Netzwerkpartner werden aus den Regionalgruppen erbeten.

Leitlinien für Maßnahmen sind idealerweise zentral  interaktiv zu vermitteln und auf der Basis von gepflegten Wissensbeständen zu regionalen Fallstudien in geeigneten Archiven zentral zu pflegen und dezentral zugänglich zu machen. Gemeinsame Antworten „von unten“ werden als Gegenstück zur zentralen Aufklärung gesucht. Hierfür sind regional u.U. 100 Interessen zusammenzuführen… Maßnahmenbezogene Kostenvarianten werden mittels Bildtechnik für die Bewertung von Alternativen der Entwicklung und Pflege von Beständen oder der Neuanlage erstellt. Die hierfür erforderlichen digitalen Medien und Werkzeuge (s.a. Grüne urbane Technologien) werden unter Leitung von Prof. Dr. Hartmut Balder e.a. zugänglich gemacht).

Prof. Dr. Andrea Haase, Hochschule Anhalt, Fachbereich Architektur, Geoinformation und Facility Management, Dessau, und Prof. Dr. Hartmut Balder, Beuth Hochschule für Technik, Fachbereich Life Sciences, Berlin, verstehen sich als zentrale Impulsgeber dieses Arbeitskreises und freuen sich über alle anderen zentralen und regionalen Initiativen.

Ansprechpartner

Prof. Dr. Andrea Haase, Hochschule Anhalt, Fachbereich Architektur, Geoinformation und Facility Management, Dessau

Prof. Dr. Hartmut Balder, Beuth Hochschule für Technik, Fachbereich Life Sciences, Berlin