Unsere diesjährige Exkursion in das Gartenreich Dessau-Wörlitz führte uns in den Schlosspark Oranienbaum, die älteste erhaltene Gartenschöpfung in diesem UNESCO-Welterbe.
Dabei stand ein spezieller Aspekt der jüngeren Vergangenheit im Vordergrund: zu einer Zeit, mit der man heute in Dessau vorrangig die Aktivitäten des Bauhauses verbindet, sind hier Arbeitsweisen zur Erforschung und Instandsetzung historischer Gartengestaltungen durch eine Reihe von Quellen überliefert, die heutiger Methodik der Gartendenkmalpflege nahestehen oder entsprechen.
Seit der Übertragung von Schloss und Park Oranienbaum an den Freistaat Anhalt 1926/1927 bemühte sich hier der Gartenarchitekt Hans Hallervorden um die Fortführung der Gartenpflege in dieser historisch bedeutsamen Anlage. Außerdem war er als Gartendirektor der Joachim-Ernst-Stiftung angehalten, durch Instandsetzungen und gestalterische Aufwertungen die Attraktivität des Ensembles in der öffentlichen Wahrnehmung zu verbessern. Bis zu seiner Entlassung (1938) entwickelte er eine Gesamtkonzeption für den Schlosspark Oranienbaum. Diese spiegelt wider, wie Hallervorden als Gestalter mit den Informationslücken einer sehr begrenzten Quellenlage und den spezifischen Erfordernissen der vorgefundenen Zustandssituation umging. Bei einem Parkspaziergang erläuterte Michael Keller, Leiter der Abteilung Gärten und Gewässer bei der Kulturstiftung Dessau-Wörlitz, damalige Vorhaben und tatsächlich realisierte Maßnahmen sowie die aktuellen gartendenkmalpflegerischen Bewertungen.
Mit diesem Besuch im Gartenreich hat sich der Landesverband Sachsen-Anhalt der Deutschen Gesellschaft für Gartenkunst und Landschaftskultur (DGGL) e.V. den Veranstaltungen angeschlossen, die in diesem Jahr das 350jährige Jubiläum des Erstnachweises der Bezeichnung „Oranienbaum“, mit welcher die Fürstin Henriette Catharina von Anhalt-Dessau den älteren Ortsnamen Nischwitz ersetzte, zum Anlass nehmen. Ganz besonders soll jedoch an das Wirken des Gartendirektors Hallervorden erinnert werden, dessen Geburtstag sich 2022 zum 150. Mal jährte.
Autor und Fotos: Michael Keller.