Mit unserer Exkursion nach Nordost-Thüringen besuchten wir zuerst den Chinesischen Garten in Weißensee.
Als Kernstück der Landesgartenschau 2013 geplant (die dann alerdings aufgeschoben und schließlich an anderem Ort durchgeführt wurde) entstand hier ein für viele der angereisten Besucher unerwartetes Gartenerlebnis. Da ein Großteil der Baumaterialien sowie der kunstgewerblichen Ausstattungslemente aus China importiert und auch chinesisches Personal an der Ausführung beteiligt wurden, ist die Anlage im Vergleich zu anderen asiatisch-inspirierten Themengärten von authentischer Anmutung und großer atmosphärischer Wirkung. Als abgeschlossener, introvertierter Gartenraum nimmt der Chinesische Garten einen Bezug zum Nutzgarten des Johanniterhofes auf, der sich hier ursprünglich befand. Und der Brückenschlag mit dem "Pavillon des duftenden Wassers" und dem Seepavillon verknüpft diesen Sondergarten mit der in den 1960er Jahren geschaffenen Erholungslandschaft um den Gondelteich. Abgerundet wurde die interessante Gartenführung mit einem Abstecher zur nahegelegenen Kulturkirche St. Peter und Paul mit der Grabstätte des "Guten Conrad", ein Erinnerungsmal an Judenmord und damit verbundener Heiligenverehrung im 14. Jahrhundert, sowie der "Bärtigen Maria". Auch auf die nahegelegene Runneburg konnte ein kurzer Blick geworfen werden.
Zweites Highlight des Ausflugs war das Schloss Kannawurf. Nicht nur, dass das um 1564 erbaute eindrucksvolle Gebäude nach dem Dresdner Residenzschloss zu den ältesten Beispielen des so. "Kastelltypus" gezählt wird. Johann Peschel, Verfasser der als ältestes deutschsprachiges gartentheoretisches Werk angesehenen "Garten-Ordnung" (1597), würdigt ausdrücklich den damaligen Besitzer von Schloss Kannawurf als einen seiner Förderer. Dies gab den Anlass, bei der Wiederbelebung des Gartens Inspirationen aus diesem wichtigen Gartenbuch aufzugreifen. Bereits Anfang des 18. Jahrhunderts war von dem Garten der Schlossbauzeit kaum noch etwas vorhanden. Zuletzt befanden sich Stallanlagen und Wirtschaftsgebäude des Volkseigenen Gutes auf dem Areal. Seit 2007 bemüht sich ein Verein um die Restaurierung des Schlosses sowie die Reaktivierung des Gartens und hat nicht zuletzt erreicht, dass Kannawurf inzwischen eine feste Größe im Kulturleben der Region im Grenzbereich zwischen Thüringen und Sachsen-Anhalt ist.
Autor und Fotos: Michael Keller.