LV Mecklenburg-Vorpommern

Wie in jedem Jahr, in guter Tradition und natürlich bei strahlendem Wetter, haben sich DDGL-Mitglieder auf Wochenend-Herbstfahrt, diesmal in den oberen und unteren Spreewald, begeben.

Der erste Stopp führte uns ins Tropical Island, einem interessanten Umnutzungsprojekt. Inmitten aufgelassener Militärübungsplätze wurde eine Werfthalle für Luftschiffe platziert, ging in Insolvenz und dann mit großem Aufwand zum Freizeitbad umgebaut.

Der Rundgang mit einem der zuständigen Gärtner, die seit 2003 im experimentellen Großversuch unterwegs sind, eine tropische oder zumindest subtropische Gartenlandschaft mit den Erfordernissen einer ganztägigen und -jährigen Spaßbadnutzung in Einklang zu bringen,  zeigte anschaulich Rückschläge und Erfolge, zu denen ich neben dem mittelweile hochgewachsenen sattgrünem Gehölzbestand durchaus auch die „Ernte“ von Bananen und Sternfrüchten zählen möchte.

Zwischengeschaltet war natürlich das wie immer durch alle Beteiligte üppig und facettenreich ausgestaltete Picknick.

Nachmittags trudelten wir in Schlepzig im unteren Spreewald ein. Nachdem alle auf die Zimmern im örtlichen Brauhaus-Hotel verteilt waren, ging es per Kahn durch Kanäle und Fliesse. Unsere Fährmänner gehörten natürlich schon von Berufswegen zu den Vielrednern und in der Tat hatten sie viel Informatives und Amüsantes zu berichten. Wir mit entsprechender Flüssignahrung hinreichend ausgestattet, waren durchaus dankbare Zuhörer. Nur dass der Biber, der an seinen Nageergebnisse in Ufernähe ausgemacht werden konnte, nicht in Persona da war, mag ein kleiner Wermutstropfen gewesen sein.

 

Am Sonnabend erwartete die Exkursionsteilnehmer wieder ein dicht gedrängtes Programm.

Früh der Meerrettichbauer, der uns in die Geheimnisse der Meerrettichgroßproduktion einweihte, auf die Probleme der regionalen Gemüseproduzenten hinwies, die Erkenntnis bestätigte, dass es regionale Agrarproduzenten nicht einfach haben, dass der Umbau der Kulturlandschaft Spreewald im vollen Gange ist und wir uns sicher irgendwann fragen, was denn diese Kulturlandschaft im Besonderen noch auszeichnet. Der immer dichter werdende Wildwuchs auf ehemals intensiv bewirtschafteten Inselflächen doch nicht.

Dann eine weitere Kahnfahrt im oberen Spreewald. Auf den letzten gestakten Metern war die Schreiberin so tiefenentspannt wie lange nicht. Der therapeutische Zweck dieser Bootstour war nicht zu verhehlen. Eine kurze Störung war zu verzeichnen, durch Kähne mit sehr aufgeräumten Bayern, die aus der Not eine Tugend gemacht und das „Bierzelt“ quasi auf den Booten eingerichtet hatten.

Nachmittags stand der Besuch der Slawenburg Raddusch an. An ihrem Fuße wurden die Picknickkörbe ausgepackt und dann ging es zu den Ergebnissen archäologischer Grabungen, die in einer ungeahnten Fülle im dortigen Museum präsentiert wurden, übrigens sehr gut und nachvollziehbar. Noch schnell auf den zinnenbewehrten Umgang, nach Feinden Ausschau gehalten und diese auch ausgemacht. Wo das Auge hinsah, nahezu überall große Flächen mit Photovoltaik- und Windkraftanlagen.

Aber weiter in die späte Abendsonne hinein mit einem Zwischenstopp in Straupitz. Dort die Schinkelkirche besichtigt mit tollem Blick vom Turm. Der Rundgang durch den Park der Gutsanlage fiel wegen der fortgeschrittenen Zeit buchstäblich ins Wasser. Ein Grund mehr die Gegend nochmals aufzusuchen.

Zurück im Hotel ereilte die Reisenden beim Abendessen bayerisches Brauchtum; das Oktoberfest. Um dies als Norddeutsche würdigen zu können, hätte es doch des Dirndls bedurft. Dann, und da bin ich mir ganz sicher, hätte ich nicht nur das Maß Bier, sondern auch die lederbehoste Boyband nebst zum Besten gegebener Volksmusik in vollen Zügen genossen.

 

Sonntags waren wir bereits auf dem Weg zurück. Mit Zwischenstopp bei einer Bürgerinitiative zur Rettung des Restloches Altdöberner See, der zum „Endlager“ für Eisenoxidschlämme verkommen soll; Abraummüll des Bergbaus, mit dem man nicht weiß wohin, aber nach der Devise aus dem Auge aus dem Sinn, in den tiefsten Grund dieses Sees versenkt.

Auf dem Weg in den hohen Norden dann doch noch ein ausgesprochen schöner Landschaftspark mit etwas pittoreskem Schloss in Altdöbern. Bei mehr Zeit kann man auch die restaurierte Orangerie mit Café besucht werden.

Unsere letzte Station war der Waldfriedhof Halbe. Eine schon durch ihre Größe beeindruckende Kriegsgräberstätte, welche über 28.000 Tote aus dem Kessel von Halbe aufnimmt.

Der Rundgang war durch seine zeitgemäße didaktische Aufbereitung ein emotionales Erlebnis und ein besonderes Beispiel für Erinnerungskultur. Mittels Audio-Guide sprachen auch die hier durch die Kriegseinwirkungen getöteten Flüchtlinge zu den Besuchern und ein Bezug zum aktuellen Weltgeschehen stieg unvermittelt auf.

 

Ich denke, ich spreche im Namen aller, wenn ich den Organisatoren für Ihre Mühen bei Vorbereitung und Abwicklung vielmals danke.

Steffi Rogin, Schwerin