Alle Gärtner haben einen Hang zum Konservativen. Jedem, der einen eigenen Garten bearbeitet, ist der Wunsch des Hegens und Pflegens, der Erhaltung und des
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Alle Gärtner haben einen Hang zum Konservativen. Jedem, der einen eigenen Garten bearbeitet, ist der Wunsch des Hegens und Pflegens, der Erhaltung und des Schützens, der Bewahrung interessanter Geschichten und gelungener Kompositionen wohl vertraut. Jedoch lassen die im Garten beheimateten Lebewesen die Manifestierung eines einmal erreichten Zustandes nicht zu und verhindern so eine Erstarrung des Denkens, zwingen zur Anpassung an selbsttätige Veränderungen, interpretieren Erneuerung im Sinne des Wortes.
Klaus-Henning von Krosigk ist mit Leib und Seele ein Gärtner. Er hat den Beruf noch als Handwerk gelernt, hat sich schon im Studium der Gartenkunst und ihrer Verbindung zur Bau- und Kunstgeschichte verschrieben, verachtet das Mittelmaß, die Unkenntnis und Oberflächlichkeit. Zwar besitzt er selbst keinen Garten, aber er ist in vielen Gärten zu Hause, fühlt sich für sie verantwortlich, sucht nach den Quellen ihrer Entstehung, verfolgt ihre historische Entwicklung, bindet sie in ihr jeweiliges kulturgeschichtliches Umfeld ein, rettet sie vor der Auslöschung und erfindet sie neu. Bei der großen Zahl dieser Gärten kann er sich nicht stetig persönlich um sie kümmern, zumal sie ihm nicht gehören. Deshalb muss er vor allem ihre Eigentümer, Besitzer oder Verantwortlichen für die notwendige Gartenpflege gewinnen. Ich hatte mehrfach Gelegenheit, Herrn von Krosigk bei dieser pädagogischen Arbeit der Begeisterung und der charmanten Ermahnung zu beobachten. Das macht ihm so leicht niemand nach.
Sein Kerngeschäft ist die Gartendenkmalpflege in Berlin. Seit mehr als 40 Jahren arbeitet Klaus-Henning von Krosigk für diese Aufgabe und hat sich in dieser langen Zeit Berlin zu einem leuchtenden Mittelpunkt für alle entwickelt, die als Professionelle oder Dilettanten auf dem Gebiet historischer Freiräume bewegen. Vier Leistungen scheinen mir dabei besonders hervorhebenswert zu sein: Die erste bezieht sich auf den Anspruch, Gartendenkmalpflege nicht nur als eine Erinnerungskultur der Spurensuche zu begreifen, sondern mit höchsten Qualitätsansprüchen zu verknüpfen. Die zweite ruht auf der Erkenntnis, dass diese Qualität eine sorgfältige wissenschaftliche Erforschung der Quellen voraussetzt und anspruchsvolle Publikationen erfordert. Die dritte besteht in einer weiten Auslegung des Gartendenkmalbegriffs, der privates historisches Grün, Friedhöfe, Krankenhausgärten und Siedlungsfreiräume ebenso umfasst wie die allseits bekannten öffentlichen Parks. Und die vierte schließlich reagiert auf das Bedürfnis, Erkenntnisse national und international zu diskutieren und weiter zu entwickeln. Klaus-Henning von Krosigk tummelt sich auf diesem Feld ohne kleinmütige Rücksicht auf die Länge des Tages und die eigenen physischen Ressourcen.  Zu dem letzten Bereich gehört seine ehrenamtliche Tätigkeit als Präsident der DGGL, die er seit gut zwei Jahren wahrnimmt, nachdem er davor viele Jahre den renommierten DGGL-Arbeitskreis Historische Gärten geleitet hat. Er wäre nicht Klaus Henning von Krosigk, wenn er diese relativ neue Aufgabe nicht mit derselben Gradlinigkeit, demselben Elan und derselben Phantasie wie alles andere auch wahrnehmen würde. Unsere gute alte DGGL ist beglückt. Da sie sich nicht persönlich äußern kann, gratuliere ich Klaus-Henning von Krosigk hier stellvertretend für sie gerührt und herzlich zum Geburtstag.
Kaspar Klaffke, 8.September 2010