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„Reimers Garten. Ein Bürgerpark am Taunus“ heißt zurecht doppeldeutig ein lesenswertes, 64 Seiten umfassendes Buch, das gerade beim Schnell und Steiner-Verlag erschienen ist. Es handelt sich nämlich um eine großbürgerlichen Gartenanlage, die durch die 1963 ins Leben gerufene gemeinnützige Stiftung seines Schöpfers, des Kaufmanns Werner Reimers (1888-1965), tatsächlich zu einer Art  Bürgerpark wurde. Hierauf weist Albrecht Graf von Kalnein als Vorstand dieser - Wissenschaft und Forschung dienenden - Werner Reimers Stiftung bereits im Vorwort hin.
Die Geschichte des heutigen Anwesens, genannt „Haus Wingertsberg“, beginnt mit dem Kauf 1948 und dem schrittweise Ausbau der Anlage, die auf Ideen des natur- und künstlerisch interessierten Reimers und seines Gärtners Friedrich Florack zurückgehen. Die Einbeziehung von parzellierten Parkbereichen des zwischen 1860 bis 1966 bestehenden neugotischen Schlosses Wingertsberg, das als landschaftliche Ergänzung des Homburger Kurparks verstanden werden muss, war neben der Schaffung von neuen Gartenräumen dabei sein Hauptanliegen. Bettina Clausmeyer-Ewers skizziert die Entwicklungsschritte aber auch die baulichen und gärtnerischen Ergänzungen, die ab 1970 bzw. 2008 stattfanden. Dass es dabei nicht zur Zerstörung, sondern zu einem Weiterbauen im Bestand kam, ist wohl einer jahrzehntelangen gartendenkmalpflegerischen Begleitung zuzuschreiben, die Blüten-, Teich-, Stein- und Hölderlingarten als ästhetische Höhepunkte wiederbelebten.

Ergänzend gelingt es Klaus von Krosigk anhand der Berliner Villen einen Blick auf die untergegangene Kultur der Landhäuser, ihrer Gärten und vor allem auch Bauherren und Architekten zu werfen. Ihm, dem als Gartendenkmalpfleger das Verdienst zufällt, zahlreiche dieser Gärten (u.a. auch den besprochenen) behutsam ihre einstige Pracht zurückgegeben zu haben, betont damit auch, dass Reimers Garten einen späteren Abglanz dieser Lebensform ausstrahlt. Konsequenterweise kommt deshalb Wenzel Bratner, Referent für die historischen Gärten im hessischen Landesamt für Denkmalpflege, in seinem kleinen Beitrag – der gleichsam wie eine kleine Entdeckungsreise anmutet - auf weitere Villenanlagen in Bad Homburg zu sprechen, etwa die Villen Rothschild, Wertheimber und Gans sowie das moderne Haus ter Meer mit seinem von Heinrich Wiebking-Jürgensmann angelegten Garten.

Insgesamt ist dies eine gelungene Publikation, die den Wunsch deutlich werden lässt, auch für andere Anlagen entsprechende kleine und informative in den Händen halten zu können.

Buchbesprechung von Marcus Köhler

Werner Reimers Stiftung (Hg.)
Reimers Garten. Ein Bürgerpark im Taunus, Regensburg
Schnell und Steiner, 2016
ISBN 978-3-7954-3117-4
EUR 6,95