AK Landschaftskultur

„Landschaft in der Kampfzone“. Die Metropolregion Rhein-Neckar

Die Metropolregion Rhein-Neckar

Fr, 13. Apr. - So, 15. Apr. 2018

Bad Dürkheim

Im Frühjahr 2018 traf sich der Arbeitskreis in Bad Dürkheim, um sich einen Überblick über die regionalen Freiraumstrategien in der Ländergrenzen übergreifenden Metropolregion Rhein-Neckar zu verschaffen. Dr. Claus Peinemann informierte den Arbeitskreis über den Verband Region Rhein-Neckar, der auf der Grundlage eines Staatsvertrags zwischen den Ländern Baden-Württemberg, Hessen und Rheinland-Pfalz mit Aufgaben der Regionalplanung und Regionalentwicklung betraut ist. In beiden Bereichen ist der Verband mit Themenstellungen zur regionalen Freiraumstruktur und der Weiterentwicklung der Kulturlandschaftsräume in der Region aktiv.

Auf der Grundlage eines Masterplans zum Regionalpark Rhein-Neckar wird die Regionalentwicklung auch über das Thema „Landschaft“ vorangebracht. Vernetzungsprojekte über sog. lange Regionalparkrouten (Radwege) und die Weiterentwicklung der „blauen Landschaften“ an Rhein und Neckar sind Bestandteile des Masterplans. Darüber hinaus veranstaltet der Verband Region Rhein-Neckar alle zwei Jahre den Wettbewerb „Landschaft in Bewegung“ in dem Kommunen aufgefordert werden, Projekte zur Kulturlandschaftsentwicklung zur Prämierung einzureichen. Die Kommunen der Region sind diesbezüglich sehr engagiert, so dass bereits der 5. Wettbewerb am Start ist (www.m-r-n.com/regionalpark).

Aktuell ist der Verband Region Rhein-Neckar dabei, ein Landschaftskonzept 2020+ zu erstellen, um aufzuzeigen, wie die weitere Kulturlandschaftsentwicklung auf der Ebene einer Region begleitet werden kann. Der Verband ist derzeit mit diesem Projekt auch im Modellvorhaben der Raumordnung „Regionale Landschaftsgestaltung“ aktiv. Darin werden unterschiedliche Szenarien zur Landschaftsentwicklung mit den Akteuren aus den Kommunen, der Land-, Forst- und Wasserwirtschaft und dem Naturschutz diskutiert und es werden Entwicklungsperspektiven für die verschiedenen Landschaftsräume in der polyzentrischen Metropolregion Rhein-Neckar vor dem Hintergrund sich ändernder Flächennutzungsansprüche aufgezeigt.

Die Metropolregion Rhein-Neckar ist geprägt durch ein Miteinander von dicht besiedelten Stadtlandschaftsräumen in der Rheinebene um Mannheim, Ludwigshafen/Rh. und Heidelberg sowie den ländlich geprägten Mittelgebirgslandschaften des Pfälzerwaldes und des Odenwalds zusammen mit dem Kraichgau und dem Bauland. Auf einer Exkursion „vom Wein zum Rhein“ bereiste der Arbeitskreis verschiedene Landschaftsräume in der Vorderpfalz von den Weinbaulandschaften um Bad Dürkheim, über die Bruchlandschaften um Erpolzheim bis hin zu den klassischen Stadtlandschaftsräumen um Ludwigshafen. Dabei wurde vor allem deutlich, mit welcher räumlichen Dichte und Konzentration sich hier die verschiedenen Flächenansprüche von Siedlung, Landwirtschaft, Hochwasserschutz und Naturschutz überschneiden. Die Teilnehmenden gewannen schnell den Eindruck, eine „Landschaft in der Kampfzone“ zu erkunden –  eine große Herausforderung für die Regionalplanung, wertgebende Raumausstattungen zu identifizieren und planerisch zu sichern und Flächenansprüche so zu koordinieren, dass regionale Identitäten trotz der starken Veränderungsdynamik gewahrt bleiben. Die begrenzten planerischen Möglichkeiten erfordern ergänzend, Flächenakteure wie die Landwirtschaft zu unterstützen, um besondere Landschaftsräume mit ihren speziellen Prägungen möglichst unverwechselbar erhalten zu können.

Neben der Auseinandersetzung mit der örtlichen Kulturlandschaftsentwicklung beschäftigte sich der Arbeitskreis in einem weiteren Schwerpunkt mit den Absichten und Vorhaben des 2017 gegründeten Kompetenzzentrums Kulturlandschaft (KULT) an der Hochschule Geisenheim (https://www.hs-geisenheim.de/hochschule/zentrale-einrichtungen/kompetenzzentrum-kulturlandschaft). Prof. Klaus Werk informierte über Ziele, Organisation, Handlungsfelder und aktuelle Aktivitäten. Neben universitärer Forschung, Erprobung und Weiterbildung wird das KULT auch ein Netzwerk verschiedener Akteure für den nationalen Austausch, fachlichen Diskurs und Lobbyarbeit für qualitativen Schutz und Entwicklung von Kulturlandschaften aufbauen. In diesem Sinne wurden bereits sieben Arbeitsgruppen gebildet, wobei der AG „Grundsatzfragen“ sicherlich besondere Bedeutung zukommt. Hier muss nach einhelliger Auffassung im DGGL-Arbeitskreis klargestellt werden, dass Kulturlandschaftsentwicklung – auch im Kontext der Landschaftsplanung – nicht allein auf Biodiversität und ökologische Funktionen beschränkt werden darf, sondern dass die Sicherung und Entwicklung von Landschaften auch historische und ästhetische Aspekte einbeziehen muss. Der Arbeitskreis wird versuchen, sich konstruktiv in diese Diskussionen einzubringen. (Wolfgang Rembierz)