LV Saar-Mosel

Themenspaziergang „Wald im Klimawandel“ bei Riegelsberg (Saarland) mit dem Forst-Fachmann Urban Backes

Gärten und Stadtgrün haben gelitten unter den sommerlichen Dürren, die – dem Klimawandel geschuldet – in den vergangenen Jahren häufiger geworden sind. Noch stärker aber leiden Wälder, bei denen ja keine Abhilfe durch Extra-Wassergaben möglich ist. Schadinsekten wie etwa Borkenkäfer haben leichtes Spiel mit Bäumen, die durch Wassermangel geschwächt sind; Fichtenpflanzungen, in vielen Teilen Deutschlands auf großen Flächen zu finden, haben sich nach den extrem trockenen Sommern 2018, 2019, 2020 und 2022 verwandelt in erschreckende Areale mit braunen, toten Baumskeletten.

Im Saarland sind solche Bilder kaum anzutreffen, denn dort herrscht Laubwald oder Laubmischwald vor. Doch auch der bleibt von Dürrefolgen nicht verschont. Insbesondere die Buche, Hauptbaumart der regionalen Wälder, ist betroffen.

Urban Backes, Revierleiter im Saarforst-Revier Rastpfuhl-Püttlingen, zeigte uns die Zeichen: Alte Bäume stehen mit lichten Kronen da, mit spärlichen, ungewöhnlich kleinen Blättern; junger Aufwuchs wirft vorzeitig das Laub ab, wird nach Einschätzung des Fachmanns die kommenden Jahre nicht überleben. Eine mächtige Buche war einfach umgefallen, der erstaunlich flache Wurzelteller komplett ausgerissen – „rich kids“, kommentierte Backes lakonisch, auf dem lokalen Lehmboden, der normalerweise gut Wasser halten kann, entwickeln Buchen oft kein tiefgehendes Wurzelwerk, so dass sie empfindlicher reagieren auf Dürre-Zeiten als Tiefwurzler, die noch Feuchtigkeit jenseits der ausgetrockneten Oberfläche erreichen können.

Forstleute gehen nach Backes‘ Worten mehrere Wege beim klimawandelgerechten Wald-Umbau.

Zum einen haben sie beobachtet, dass es bei der Dürreresistenz des Buchen-Aufwuchses große, offenbar genetisch bedingte Unterschiede gibt: Manche Jungbäume aus der Naturverjüngung kapitulieren bei Trockenheit rasch, während andere sich robust zeigen. So wird nun versucht, Letztere zu fördern, in der Hoffnung, dass ihr Genpool sich durchsetzt und damit das Überleben der Art sichert. Zum anderen setzen sie auf die trockenheitsverträglichere Eiche. Deren Aufwuchs hat es freilich sehr schwer, zählt er doch zu den Lieblingsspeisen der Rehe und wird gnadenlos verbissen. Es gilt also, dem Eichen-Aufwuchs Chancen zu verschaffen, durch Regulierung des Wildbestandes und auch dadurch, dass Jungwuchs-Flächen durch Zäune vor Verbiss geschützt werden.

Auf einer dieser eingezäunten Flächen hat sich denn auch ein vitaler Eichen-„Kindergarten“ entwickelt. Ob und wie gut diese Strategien greifen, lässt sich, so Backes, derzeit freilich noch nicht sicher sagen. Das werden erst künftige Generationen erkennen – denn Wald entwickelt sich nicht in Jahren, sondern in Jahrzehnten und Jahrhunderten.

Ausgerechnet an diesem Nachmittag, der thematisch im Zeichen des Wassermangels stand, gab’s Wasser satt von oben. Mitspaziergänger, die den Weg zum Treffpunkt zu Fuß zurückgelegt hatten, kamen schon durchfeuchtet an. Während des Rundgangs hielten die dicken Wolken dann an sich; doch just als die Gruppe zurückgekehrt war zum Startpunkt, brach heftiger Regen los. Im nahen Lokal  fanden wir trockenen Unterschlupf und konnten bei Kaffee oder Tee und gutem Kuchen noch weiter diskutieren und gemütlich plaudern.
Text: Doris Döpke