Der Brief des 1. Vorsitzenden

30. August 2014

Liebe Mitglieder der DGGL-Westfalen,

vier Jahre lang habe ich unserer Gesellschaft in Westfalen vorgestanden, um die Landschaftskultur unserer Heimat zu fördern. Am 21. September werde ich aus familiären Gründen das Amt aufgeben, da ich in Zukunft neben der Selbstständigkeit genügend Zeit für meine zweijährige Tochter haben möchte. Die Arbeit des Vorstandes hat mir in den vergangenen Jahren viel Freude bereitet, weshalb ich in den kommenden Jahren weiterhin im Beirat aktiv bleiben will.

Mein Anliegen war es, die eigene Begeisterung für die Landschaftskultur und Gartenkunst ein Stück weit in die Gesellschaft hineinzutragen und Verbündete zu suchen, um in der Gemeinsamkeit die Kräfte zu stärken. Wenn ich zurückblicke auf die vergangenen Jahre, so denke ich vor allem an die Kunstausstellung in Zusammenarbeit mit dem Sennestadtverein, unsere 125-Jahrfeier auf dem Johannisberg, den Kampf um die Erweiterung des Botanischen Gartens Bielefeld zusammen mit dem Freundeskreis des Botanischen Gartens und die „Aus- oder Neugründung“ der Gesellschaft Winzerscher Garten am Johannisberg durch die DGGL.

Die Ausstellung GartenSichten des Künstlers Ilko Koestler aus Berlin war vom 15.05.2011 zwei Wochen im Sennestadthaus zu sehen und zeigte uns den Privatgarten aus einer neuen, ungewohnten Perspektive. Der Kunsthistoriker M. G. Gromotka bemerkte hierzu: „So haben wir Gärten noch nie gesehen: im harten Aufeinandertreffen fast ungestalteter großer Farbflächen mit virtuos im Detail geschilderten Portraits einzelner Pflanzen, in der skizzenhaften Erfassung seiner Besitzer, in einer Perspektive, die an die Technik moderner Digitalkameras erinnert, die aber in der Dimension und Technik der klassischen Ölmalerei gearbeitet ist.“  Und Herr Prof. Dr. Beaugrand wies in seiner Einführungsrede darauf hin, sich auf das Ungewohnte der Kunst einzulassen und das Fremdartige auf sich wirken zu lassen. Über 500 Besucher haben die Ausstellung besucht. Ein Bild dieser Ausstellung hängt heute in meinem Büro und ist mir eine schöne Erinnerung an diese außergewöhnliche Veranstaltung.

Die 125-Jahrfeier auf dem Johannisberg in Bielefeld war ein Jahr darauf eine gute Möglichkeit, auf die Ziele der DGGL aufmerksam zu machen und den Kontakt zu befreundeten Gesellschaften zu suchen. So hatten wir neben Gästen aus der Politik auch Vertreter der Deutschen Dendrologischen Gesellschaft und der Gesellschaft Deutsches Arboretum zu Gast. Der Johannisberg als Ort des Feierns war mit Bedacht gewählt, hatte doch die DGGL Jahre zuvor mit dem Projekt TRANSit einen Brückenschlag zwischen Johannisberg und Sparrenburg in die politische Diskussion getragen, die als Weckruf für die weitere Entwicklung der Parklandschaft auf dem Johannisberg fungierte.

Auch im Jahr 2013 stellte der Johannisberg für die DGGL ein wichtiges Feld der Aktivität dar. Zum Neujahrsempfang der DGGL 2013 im Lessinghaus wurde unter Führung der DDGL-Westfalen die Gesellschaft Winzerscher Garten am Johannisberg offiziell gegründet. Eine weitere „grüne“ Vereinigung, die sich den Erhalt eines Gartendenkmals mit einer integrierten neuen Gartenkultur, dem Weinbau, auf die Fahnen geschrieben hat. Dieser ehemalige Villengarten mit seinen romantischen Artefakten langfristig wieder zu einem Ort der Gartenkultur werden zu lassen, wäre ohne ein bürgerschaftliches Engagement undenkbar gewesen. So setzte sich die DGGL dafür ein Mitstreiter zu finden, um einen neuen Verein in Arbeit zu setzen. Mittlerweile hat sich die neue Gesellschaft mit ca. 30 Mitgliedern etabliert. Der noch junge Verein hat bereits mit der Erweiterung des Rebenanbaus und einem gut besuchten Gartenkonzert erste Erfolge erzielt. Bleibt seitens der DGGL-Westfalen nur zu wünschen, dass sich die Gesellschaft weiterhin gut entwickelt, wie es seit der Gründung des Freundeskreises Botanischer Garten Bielefeld auch der Fall gewesen ist.

Mit dem Freundeskreis des Botanischen Gartens Bielefeld arbeitete die DGGL-Westfalen in den zurückliegenden Jahren erfolgreich zusammen, als es darum ging, den Garten um das Grundstück der evangelischen Martinigemeinde zu erweitern. Eine intensive politische Arbeit war notwendig mit vielen Sitzungen in den politischen Gremien, zu denen die DGGL-Westfalen als unabhängige Gesellschaft mit guter fachlicher Expertise überzeugender argumentieren konnte als der Freundeskreis selber oder die sich neu formierte Bürgerinitiative. Nach den ersten Erfolgen zog sich das Verhandlungsverfahren längere Zeit hin, ehe das Gelände dem Botanischen Garten übereignet werden konnte.

Neben diesen besonderen Wegmarken der letzten vier Jahre gibt es noch etliche weitere Vortrags- und Exkursionsveranstaltungen, derer ich mich gerne erinnere. Abgesehen von den Tätigkeiten und Veranstaltungen der DGGL ist es erfreulich, dass die Mitgliederzahl von 2010 mit 110 Mitgliedern bis 2014 mit 106 Mitgliedern annähernd stabil gehalten werden konnte. Das ist für Vereine in unserer alternden Gesellschaft bei weitem leider keine Selbstverständlichkeit. Doch die Anliegen und Themen unserer Gesellschaft bleiben aktuell und spannend, so dass die DGGL auch weiterhin die wichtigste Plattform in unserer Region bleiben wird, wenn es darum geht, den fachlichen Austausch zu befördern und sich aktiv in den gesellschaftlichen Diskurs einzubringen und damit die Landschaftskultur oder die Gartenkunst zu fördern.

Meine Nachfolge zu regeln war ein schwieriges Unterfangen. Und so freut es mich, dass sich Evelyn Heide, bis vor kurzem noch Evelyn Hilker, bereit erklärt hat, noch einmal für das Amt der Vorsitzenden zu kandidieren. Als Stellvertreterin konnte Annemarie Gierse gewonnen werden. Mit zwei so DGGL-erfahrenen Frauen bin ich für die Zukunft unseres Vereins sehr zuversichtlich.

Mit diesen Zeilen und einem herzlichen Dank an die Mitglieder des Beirates, die mich als Vorsitzenden in  meiner Arbeit unterstützt haben, verabschiede ich mich in meiner Funktion als Vorsitzender.

 

Mit herzlichen Grüßen

Dipl.-Ing. Ehm Eike Ehrig

 

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