Sommerfest des DGGL und BDLA in Bruchstedt - 05.06.2019


Bei bestem Wetter trafen wir uns mit einigen gleichgesinnten Bürgern der Gemeinde Bruchstedt am 05.06.2019 um 17.00 Uhr vor dem Rathaus in Bruchstedt zum Sommerfest des DGGL-LV Thüringen und des BDLA -LG Thüringen.

Positiv wurde von beiden Seiten das Interesse an der Anlage, die vielen unbekannt ist, aber einen hohen landschaftsgestalterischen Wert hat, aufgenommen.

Es ist die einzige in Ihrer Gesamtheit erhaltene Anlage in Deutschland, die an die Bornimer (Lennéschen) Feldflur (ext. Link) nördlich von Sanssouci angelehnt wurde.

Nach kurzer Absprache wurde mit den vorhandenen PKW der Weg zur Anlage angetreten, um nach kurzer Zeit schon wieder in mitten der Natur auszusteigen. Leider gibt es vom Dorf zum Hang keinen geeigneten Weg um die Anlage fußläufig zu erreichen.

Herr Olaf Bellstedt hatte sich als Referent zur Verfügung gestellt, und es hätte wahrscheinlich keinen Besserern gegeben. Er setzt sich seit Jahren für die Wiederbelebung und den Erhalt der Anlage auf diesem Erosionsgebiet ein. Aus einer dienstlichen Angelegenheit wurde eine Passion. 

Nach kurzen einführenden Worten am Treffpunkt ging es den Südwesthang durch die Reste der Walnussallee hoch um die Anlage in Ihrer Gänze zu erkunden und später über den Hirschgraben wieder runter. Dabei versäumte es Herr Bellstedt nicht die Besonderheiten der Anlage, die nach dem Hochwasser vom 23.05.1950 entstanden ist, hervorzuheben und auf die Geschichte der Entstehung und den Gedanken von Georg Pniower, die von Günther Wuttke und Kurt Apel umgesetzt wurden. Alles, was das Hochwasser dem Hang entrissen hatte, wurde damals händisch mit Pferdefuhrwerken und mehreren hundert Helfern wieder auf den Hang aufgebracht.

Diese Besonderheiten dieser 22 ha großen Anlage finden sich unter anderem in den Gräben, die im Muschelkalk zum Rückstau und damit der unterirdischen Ableitung des abfließenden Oberflächenwassers angelegt wurden. Somit entstanden auf diesem Hang fünf terrassenartige Ebenen. Der Aushub der Gräben wurde direkt unterhalb der Gräben abgelagert, um so die Stauwirkung zu erhöhen. Auf diesen Aushub wurden Baumreihen (Weißbuche) gepflanzt, die hier direkt das angestaute Wasser nutzen können. Alle Baumreihen sind höhengleich, akkurat und streng geplant auf einer Höhenlinie gepflanzt. Daher ergeben sich in der Anlage keine geradlinigen Reihen nach einem rechteckigen Schema. Es ist aber dadurch möglich den Ertrag der einzelnen Sorten direkt am Standort zu analysieren und zu vergleichen.

Unter den damals 2500 gepflanzten Obstbäumen (Kirsche, Pflaume Apfel, Zwetschge, Walnuss) wurden auch ‚Alte Sorten‘ benutzt um den besonderen Standortbedingungen gerecht zu werden. Teilweise mussten die Pflanzlöcher in den Muschelkalk gesprengt werden. Zum Beispiel fand der Danziger Kantapfel als ‚Alte Sorte‘ hier einen Standort. Der Baum ist anspruchslos und kann trotzdem reiche Erträge erzielen. Auf Grund seiner Anspruchslosigkeit bei gleichzeitig guten Erträgen zeigt sich an dem Beispiel, dass das Experiment auf diesen kargen Muschelkalkhänge Ertrag aus Landwirtschaft, Obstbau und Imkerei zu gewinnen und damit einen Erosions- und Hochwasserschutz zu erreichen funktioniert.

Zur weiteren direkten Ableitung des Oberflächenwassers gibt es drei senkrecht zur Anlage verlaufende Rinnen. Der Hirschgraben, der bis zum ehemaligen Kloster Nauendorf reicht, wurde mit acht kaskadenartig angeordnete Rückhaltebecken mit Überläufen versehen. Diese verhindern den direkten Abfluss der Wassermassen bei Starkregenereignissen. Durch zweckgebundene Gelder vom Denkmalamt, kann der Instandsetzung der Staustufen weiter gearbeitet werden.

In der sogenannten ‚Flasche‘, in der Mitte der Anlage, wurde der Versuch einer Schwarzkieferpflanzung mit einer Unterpflanzung aus Hirschkolbensumanach zur Bodenfestigung angelegt. Während die Schwarzkiefern den Standort angenommen haben, hat der Hirschkolbensumanach hat es nicht geschafft, da der Standort nicht passte.

Im oberen Teil der Anlage finden sich momentan die Reste des Obstquartiers. Hier findet sich wieder die Reihenpflanzung auf Höhenlinie. Um diese Anlage in Ihrer Gänze wieder herzustellen wurde von Herrn Matthias und Frau Monika Möhler von der LVG Erfurt ein Pflanzplan nach den alten Unterlagen und der vorhandenen Pflanzung ausgearbeitet. Um dieses Ziel zur Erreichen ist die Gründung eines Fördervereins geplant und in der Umsetzung.

Geplant ist mit dem neuen Raumordnungsplan eine neue Darstellung zusammen mit dem Kloster Naundorf und Graben nach Bruchstedt als alter Klosterweg. Dies entspricht nach Ansicht einiger Anwesenden zwar nur in Teilen dem Wert der Anlage, kann und wird aber trotzdem den Bekanntheitsgrad erhöhen. 

Bei einer kleinen Gesprächsrunde wurde klar, dass die Bürger bisher den Wert der Anlage nicht erkannt haben. Dies hat unter anderem Ursachen darin, dass sie jahrelang verschlossen war und die ‚Alten‘, die noch was gewusst haben leider fast alle verstorben sind.  Nach umfangreicher Arbeit von Herrn Bellstedt wurde durch die Gemeinde der Wert erkannt und erste Maßnahmen im möglichen Rahmen ergriffen.

Nach diesem informativen Rundgang fanden wir uns alle zu einem kleinen Picknick in geseliger Runde am Fuße der Anlage zusammen.

© Fotos und Text: Mirko Fey

Weitere interessante Links:

Thüringer Landesamt für Landwirtschaft und Ländlichen Raum, Standort Erfurt, Fachbereich Obstbau
ehemaliges Kloster Nauendorf