Puffbohne – fast vergessene Leibspeise der Erfurter
Veranstaltung des Gartenbaumuseums Erfurt und Heike Mohr im Rahmen der Sonderausstellung „Geschmack der Regionen - Obst und Gemüse neu entdeckt“ am 16.05.2018
Im Vorfeld der Veranstaltung gab es kleine Appetithäppchen mit Puffbohnencreme und einem Erfrischungsgetränk. Dazu viele angeregte Gespräche unter den Gästen, da sich nicht nur die DGGL Mitglieder kannten. Das Teilnehmerfeld war auch mit anderen interessierten Teilnehmern gemischt.
Die Begrüßung erfolgte durch Frau Heike Mohr, die hier erklärende Worte zur Ausstellung und insbesondere zum Thema ‚Puffbohne‘ fand. Sie bezog sich in Ihrer Eröffnungsrede auf die Bedeutung der Puffbohne als Eiweißspender, wertvolles Lebensmittel und auch als Glücksbringer. Mit fachlichen Ausführungen über die Puffbohnenaussaat,- zucht und -verarbeitung startete die thematische Reise. Zu sehen waren auch die verschiedenen Entwicklungsstadien der Pflanze nach der Aussaat an ‚lebenden‘ Exponaten.
Zur Einführung in die Ausstellung gab es Hintergrundwissen über ‚alte Gemüse und Obstsorten‘. Als Grundlage wurde die Frage aufgeworfen, woher z.Bsp. die Bezeichnung ‚Gemüse‘ kommt?
Die Ableitung aus der Art und Weise der Zubereitung zur Nahrungsaufnahme aus den Anfängen der Ernährungszubereitung vor ca. 8000 Jahren gab wohl den Ausschlag für die Bezeichnung Gemüse. Zerkochte Pflanze = Muß – Gemenge – Gemuse - Gemüse
In den Anfängen der ‚pflanzlichen Ernährung‘, als unsere Urahnen entdeckten, das man Pflanzen kultivieren kann und somit leichter als Nahrung verfügbar hat, gab es eigentlich nur den ‚lokalen‘ Anbau für den Eigenbedarf, später kam man zur Kultivierung um bessere Sorten anzubauen und Gemüse wurde zur Handelsware.
Es entstanden Landsorten durch erste Züchtungen um das Gemüse noch attraktiver und bekömmlicher zu machen. Als gutes Beispiel bietet sich hier die Möhre/Mohrrübe an. Im Ursprung war sie weiß/gelb, heute ist sie orange. Es wurden mit den Züchtungen Probleme bei der Ernährung behoben, indem Bitterstoffe und ähnliches aus dem Gemüse herausgezüchtet, Obstsorten wurden süßer, attraktiver, größer.
Über die regionalen Züchtungen entwickelten sich zum Beispiel mittlerweile in Deutschland über 2000 Apfelsorten. Später begann man mit der Standardisierung von Lebensmitteln im 19. Jh.. Zur Erläuterung gab es Ausführungen über Sorteneinkürzungen etc..
Heute gibt es wieder eine Orientierung auf alte Sorten und die Weiterführung der regionalen ‚alten‘ Sorten und Arten durch ‚alternative‘ Gärtnereien.
Um das Thema Puffbohne wieder aufzunehmen, die eigentliche Basis der Veranstaltung, gab es Klärungsbedarf zu folgenden Fragen:
Woher kommt der Name Puffbohne? - Warum werden die Erfurter ‚Puffbohne‘ genannt?
„Schon im Mittelalter wurden Brunnenkresse, Kohl und Puffbohnen (Vicia faba) rund um Erfurt in den sogenannten Küchendörfern, wie Witterda, Hochheim, Melchendorf, Daberstedt und Dittelstedt angebaut. Diese wurden von Bonifaczius angelegt, denn fruchtbareres Land als dieses gab es in Deutschland sonst nirgendwo. angebaut. Der nährstoffreiche Boden des Thüringer Beckens ließ diese Bohnensorte, die sich durch ihren hohen Protein- und Stärkegehalt auszeichnet, sehr gut gedeihen. Und zwar so gut, dass sie bald als „aufgebufft" und später als „ausgepufft" galt, was soviel wie „sehr groß" bedeutet.
Bedingt durch den hohen Nährwert der Puffbohne und ihre gute Lagermöglichkeit, galt sie als ideales Arme-Leute-Essen. Getrocknet konnte man sie sogar als kleinen Snack für unterwegs mit sich führen. So konnte man in Erfurts Straßen auch den einen oder anderen Händler in seine Tasche greifen, die Hand zum Mund führen und kauen sehen. Auf die Frage, was er denn esse, hätte er wohl mit „Puffbohnen" geantwortet.
Der Lehrer Wilhelm Schütz widmete den Produkten und Gärtnern folgendes Lied. Ob dies als Grundlage für die Bezeichnung der Erfurter war, ist nicht zu hundert Prozent überliefert.
Erfurter Gärtnerlied
(Wilhelm Schütz, 1873)
Kennt Ihr Klingen, die nicht klingen?
Wisst Ihr wohl, was ist ein Jahn?
Ei, das sind die Brunnkressklingen,
Kohlterassen nebenan.
Jedes Kohlkopfs weiße Blume
Blüht zum Segen uns und Ruhme.
Nur in Erfurt ist gut wohnen;
Aber wisst Ihr auch, warum?
Rings um Erfurt blüh'n Puffbohnen,
Unser Stolz und Gaudium.
Fragt in Pommern, fragt in Schwaben,
Solche Bohnen sie nicht haben.
Wollet ihr in summa hören,
Was wir Gärtner alles bau'n?
Gurken, Zwiebeln, Sell'rie, Möhren
Für den Hausbedarf der Frau'n;
Weiß und roth blüht uns're Mohne
Und ihr Haupt trägt eine Krone.
Frühauf sind wir Gärtnersleute,
Ziehn hinaus im Morgenroth;
Und die Gärtnerei schafft Freude,
Legt uns Schinken auf das Brod,
Füllt mit Lagerbier die Flaschen,
Steckt uns Silber in die Taschen.
Hört, Ihr Lilien, hört, ihr Rosen,
Die ihr blühend uns umringt,
Mit dem Gärtner dürft Ihr kosen,
Der von Euren Reizen singt;
Und wir Gärtner, könnt' es glauben,
Schnäbeln sanfter noch als Tauben.
Auch heute noch wird die Pflanze hier angebaut und es gibt eine Vielzahl von Rezepten zur Verarbeitung der Bohnen, etwa den Original Erfurter Puffbohnensalat.
Quelle: http://www.erfurt-lese.de/index.php?article_id=251
Mit einem kleinem Imbiss in gemütlicher Runde, natürlich mit einer kleinen Kostprobe vom Puffbohnen-Salat, endete die Veranstaltung.
Text und Bilder: Mirko Fey
Flyer/Plakat der Veranstaltung (PDF)