Kleine Harzreise des DGGL LV Thüringen - 30.08.2019 – 01.09.2019
Da es dieses mal in den Norden von Thüringen ging, begann die Sammelrunde des Busses der Firma Wollschläger in Weimar, um danach in Erfurt die weiteren Teilnehmer der Exkursion einzuladen und dann in Richtung Harz zu starten. In Stolberg/Harz hat uns unsere Referentin Frau Heike Tenzer in Empfang genommen.
Frau Tenzer ist hauptamtlich Referentin Gartendenkmalpflege beim Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt und damit natürlich prädestiniert für solch eine umfangreiche Exkursion. Nach Ihrem Zustieg am Markt ging es direkt zum Schloss und Schlosspark. Hier musste erst einmal auf Grund einer Baustelle der Schlossberg zu Fuß erklommen werden. Der Schlosspark ist Teil, der als Kulturdenkmal geschützten Anlage Schloss Stolberg/Harz. Im 16. Jahrhundert entstand hier der heute nur noch archivarisch belegte, erste botanische Garten auf deutschem Territorium. Auch schrieb Johannes Thal hier 1577 seine „Sylva Hercynia“, die erste deutsche Flora. Dieses Werk enthält ein Verzeichnis der Pflanzen des Harzes und der umliegenden Gegenden.
Der Schlosspark setzt sich aus verschiedenen Terrassengärten, dem ehemaligen Tiergarten und dem mit Promenadenwegen durchzogenen Waldpark zusammen. Auf der südlichen Terrasse lässt sich seit dem 17. Jahrhundert ein Garten nachweisen. Im Laufe der Zeit gab es einige Nachweise verschiedener Gestaltungen und Gärten. Es gab einige Anpassungen bis hin zur landschaftlichen Überformung, bevor in den 30er Jahren des vorigen Jahrhunderts der Landschaftsarchitekt Prof. Heinrich Wiepking-Jürgensmann (1891-1973) den Auftrag erhalten hatte die Schlossterrassen gestalterisch zu überarbeiten. Dieser Entwurf war die Anlehnung für das heutige Bild, welches nach 1945 teilweise bis ganz verloren ging. Nicht nur der Pavillon wurde dabei Erhaltungsmaßnahmen unterzogen. Es wurde auch ein Wasserbecken wiederhergestellt und die gestalterischen Punkte wie Mauern und Treppen sowie die gestalterisch repräsentative Heckenanlage wurden neben den Staudenbeeten wieder hergerichtet.
Weiter ging die Fahrt nach Alexisbad. Hier ist die Gesamtheit der landschaftlichen Besonderheiten der Punkt auf den sich unsere Aufmerksamkeit bezog. Um 1810 wurde Alexisbad gegründet und sehr rasch mit dem Ausbau des Badeortes für einen Kurbetrieb begonnen. Dabei wurden die heute schützenswerten Anlagen geschaffen.
Von hier ging die Fahrt zum Hotel nach Allrode. Beim gemeinsamen Abendessen und einer gemütlichen Runde auf der Hotelterrasse klang der erste Tag aus.
Der 2. Tag begann mit der Fahrt zum Kloster Drübeck. Während der Fahrt machte Frau Tenzer die Teilnehmer auf die Besonderheiten links und rechts der Straße aufmerksam. Hier bestach sie durch Ihr umfangreiches Wissen und konnte eben dieses den Teilnehmern vermitteln. Erschreckend war für uns zu sehen, wie der Borkenkäfer den Wald zu nichte macht. Ebenso der starke Befall mit Diplodia im Bestand der Kiefern lässt. Das Kloster Drübeck passt sich idyllisch ins Dorf ein. Schön anzusehen sind die gut erhaltenen Anlagen, die das Kloster über all die Jahre geprägt haben.
Die Gärten und Obstwiesen, die von den Drei Bächen (Drubechi) durchzogen werden, sind bis in die heutige Zeit nachvollziehbar und teilweise erhalten. Die Besonderheit dieses ehemalige Benedektinerkloster ist der königliche Schutz den das adlige Frauenkloster genoss.
Die Gärten wurden erstmals um 1687 erwähnt. Damals fand die Übernahme der Grafen von Stolberg-Wernigerode statt.
Gliedernde Mauern trennen das eigentliche Kloster mit seinen Gärten, einem Hof und „laufendem“ Wasser vom Klostergut. Ebenso existierte eine Bleichwiese. Im Hof pflanzte nach den Überlieferungen der damalige Gärtner eine Linde, deren Besonderheit darin besteht das sie aus 7 Stämmen gepflanzt wurden. Der Äbtissinnengarten bestand aus einem Kräutergarten, einem Blumengarten sowie einen Obstgarten. Dieser Obstgarten (Baumgarten) wurde später durch einen Rosengarten mit Buchseinfassungen ersetzt.
In Wernigerode angekommen wurden wir direkt am Lustgarten abgesetzt. Diese Anlage geht nahtlos in das Kastanienwäldchen über. Dieses ist das nördlichste zusammenhängende Esskastanien-Vorkommen Mitteleuropas. Graf Christian Friedrich zu Stolberg ließ 1790 das Wäldchen auf 1,7 ha anlagen. Davon sind heute noch ca. 100 Bäume erhalten. Später wurden immer wieder weitere Pflanzungen vorgenommen.
Von hier wanderten wir zur Weißtannenwiese um hier ein Picknick zu machen. Danach ging es weiter zur ‚Agneshöhe‘ oberhalb der Schlossanlage. Von hier aus ging es an den Weihnachtssteinen vorbei zum Schloss. Hier konnten wir die Besonderheiten der Terrassengärten kennen lernen.
Nach einer weiteren kurzen Rast ging es von hier aus weiter durch die Kasematten den Schlossberg hinab. Weiter ging es nach Blankenburg. Die Barocken Gärten sind nicht nur ein beliebtes Touristenziel, sondern werden auch gern für Hochzeiten etc. genutzt. Viel Energie wurde seit 1990 in die Sanierung verschiedener Gartenbereiche gesteckt. Mit der Gründung der gemeinnützigen Stiftung „Barocke Schlossgärten und Parks“ konnten rund 27 ha stadteigene Flächen zusammengefasst werden. Besonders der Berggarten, der Orangenplatz und die Neugestaltung des Fasanengartens konnten mit einer Förderung der Allianz Umweltstiftung saniert werden.
Unverständlich für alle Beteiligten war die Darbietung der ‚Blankenburger Schönheiten‘ bei gleichzeitiger Vernichtung der Grünflächen. Hier sollten die Verantwortlichen doch etwas mehr Fingerspitzengefühl walten lassen.
Im Park Langenstein konnten wir uns von der Kunst der Landschaftsgestaltung mit sparsamen Mitteln überzeugen. Eduard Petzold plante den Park 1857 auf Geheiß von Oberamtmann August Wilhelm Rimpau. Erst Ende des 19. Jahrhunderts wurden durch Wilhelm Rimpau erste Korrekturen im Park vorgenommen. Er orientierte sich an der geänderten Planung von Rimpau aus dem Jahre 1866.
Bis 1989 wurden Arbeiten zur Wiederherstellung der Raumstruktur ausgeführt. Leider ruhen diese notwendigen Arbeiten seit dem wieder. Den Abschluss des Tages bildete der Besuch der Spiegelsberge bei Halberstadt.
Diese Anlage wurde gartenkünstlerisch fast zeitgleich mit den Wörlitzer Anlagen gestaltet. In Anlehnung an die fürstlichen Tiergärten des 16. – 18. Jahrhunderts und mit englischen Einflüssen, die sein Vetter von seiner Englandreise mitbrachte, ließ Ernst Ludwig Spiegel zu Diesenberge diese Anlage anlegen.
Am 3. Tag brachte uns unser Bus zuerst nach Quedlinburg. Geplant war hier den Abteigarten und insbesondere den Brühl zu besichtigen. Leider mussten wir auf Grund großer Bruchgefahr, es war sehr stürmig an diesem Tag, den Rundgang etwas einschränken.
1179 erstmals erwähnt suchten schon die Mönche den traditionellen Erholungsort gern auf. Die Äbtissin Anna von Plauen erwähnte den heute als Abteigarten bezeichneten Teil bereits Mitte des 15. Jhd. als Ihren ‚Baumgarten‘. Über die zeit erfuhr er verschiedene Umgestaltungen und Nutzungen. Erst 2006 konnte dann letztendlich der heutige Zustand, angelehnt an der Gestaltung mit der historischen Mittelachse, geschaffen werden. Seither profitiert die Öffentlichkeit von der Anlage.
Quellenangaben:
Vortrag Heike Tenzer, Referentin Gartendenkmalpflege beim Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt
Bayrisches Landesamt für Wald und Forstwirtschaft (Ext. Link)
© Fotos und Text: Mirko Fey