Exkursion am 04.05.2019, Waltershausen Schloss Tenneberg und NSG Burgberg mit Baldrichstein und Kräuterwiese
Schloßführung
Bei ‚frühlingshaftem‘ Wetter mit leichtem Wintereinbruch in Form von Neuschnee trafen sich an diesem Tag Anfang Mai 14 Mitglieder des DGGL Thüringen und andere Interessierte in Waltershausen zur Führung durch das NSG Burgberg mit vorhergehender Führung im Schloss Tenneberg.
Die Reihenfolge war zwar aus organisatorischen Gründen so gelegt worden, erwies sich aber im Nachhinein angesichts des kurzen Wintereinbruchs am Morgen als goldrichtig.
Im Schloss lies es sich zumindest am Morgen aushalten, wenn auch nicht geheizt war. Herr Mike Raimann, von Amtswegen Museumsleiter , tat uns sein Wissen als der ‚Propst von Tenneberg‘ auf sehr anschauliche und unterhaltsame Weise kund.
Die Begrüßung fand in der Kapelle des Schlosses statt. Diese wurde um 1721 zur doppelstöckigen Kapelle umgebaut. Vorher war nur das Untergeschoss als Kapelle geweiht, das Obergeschoss wurde auf Grund des direkten Zugangs vom Schlosshof als Pferdestall genutzt. Da sich dies aber nicht schickte, einen Pferdestall zur Kirche umzubauen und zu widmen, wurde mit einer kleinen Posse die Sache etwas verfeinert. So sprach der Herzog bei der Weihung der doppelstöckigen Kapelle
„Erst war es der Stall für die Schafe, und jetzt für die Schäfchen Gottes“.
Bis 1927 war die Kapelle protestantisch, danach wurde sie als katholische Kapelle geweiht. Heute ist es eine ökumenische Kapelle, die sowohl protestantisch als auch katholisch genutzt wird.
Der alte Holzaltar war nach der Rückübertragung des Schlosses und der Kapelle nicht mehr zu retten, zumal auch die Kapelle zeitweise als Wohnraum genutzt wurde. Somit wurde mit viel Engagement der Wiederaufbau durch Herrn Raimann vorangetrieben und konnte fast abgeschlossen werden.
Die Tielemann-Orgel, die auch nur noch in Fragmenten existierte, stammt vermutlich aus dem Jahr 1727. Da zum Zeitpunkt der Rückübertragung keine Orgel mehr vorhanden war, musste sie wieder gebaut werden. Mit prominenter Unterstützung konnte vor einigen Jahren der Grundstein dafür gelegt und im Jahre 2017 konnte das Werk vollendet werden.
Der Festsaal wird gern auch scherzhaft Rittersaal genannt. Dies stellt aber nur einen Bezug auf das Deckengemälde von Johann Heinrich Ritter her. Der Saal ist, wie die Kapelle, eine komplette Holzkonstruktion, ohne gemauerte Bestandteile. An den Längsseiten finden wir je 6 Büsten die die Sternzeichen darstellen. Am Kopf des Saales sind 4 Büsten mit Abbildungen der 4 Jahreszeiten angebracht. In der Mitte ist eine Büste der Magdalena Augusta zu sehen.
Das Deckengemälde stellt eher eine mathematische physikalische Berechnung, als ein typisches Gemälde dar. Die im Bild eingearbeiteten Linien, Verzerrungen, Ebenen und Flächen haben nicht nur einen 3D Effekt, sondern lassen das Bild von allen Standpunkten der Betrachtung immer als Öffnung in der Decke zum Himmel erscheinen.
Im nachfolgenden Fuhrmannszimmer sind Teile des Brauchtums des einfachen Volkes ausgestellt. Dabei ist nicht alles aus dem Bestand des Schlosses, aber ‚aus der Zeit‘ stammend und aus den umliegenden Dörfern.
Ein heute wieder neu erfundenes Gadget ist zum Beispiel ein Suppenlöffel, der nicht in den Teller rutschen kann, weil er am Griff gekröpft ist. Das ist wieder ein Beispiel dafür, das man das Rad nicht neu erfinden kann.
Die weitere Führung erfolgte durch Herrn Klingbeil. Einem alten Waltershäuser, der sein Wissen zur Stadtgeschichte und der wirtschaftlichen Entwicklung der Stadt und der Region preis gab und somit uns informativ darüber aufklärte. Er Führte uns sowohl durch die Ausstellungen zur Geschichte der Stadt und Region als auch das Puppenmuseum und die Ausstellung zum 100. Geburtstag des Thüringer Wandersmann und Heimatschriftstellers August Trinius.
Die interessanten Einblicke, die wir hier erlangen konnten, waren auch beim anschließenden Mittagessen im Schloßcafe Gesprächsthema.
Nach dem Mittagessen hatte sich das Wetter gelichtet, die Sonne zeigte sich sogar zeitweise, so dass die Gruppe sich zur Führung durch das NSG Burgberg eingefunden hat.
Führung durch das NSG
Die Führung wurde durch Cornelia Schuster, vorbereitet und durch geführt. Einigen Mitgliedern des DGGL ist sie schon aus ihrer Tätigkeit bekannt. Frau Schuster ist Dipl. Biologin und betreibt ein Gutachterbüro für Naturschutz, Ökologie und Umwelt. Des weiteren hat schon eine Vielzahl von Publikationen zu diesen Themen veröffentlicht. Außerdem ist sie im Vorstand des NABU Kreisverbandes Gotha aktiv.
Die ca. zweistündige Führung folgte auf einem kurzen Stück des Benediktinerpfad rund um den Burgberg zu den Kräuterwiesen und zum Schloß zurück.
Frau Schuster führte mit Ihrem Fachwissen über die noch leicht verschneiten Pfade und verwies die interessierten Teilnehmer auf die doch sehr vielfältigen Besonderheiten der Flora auf diesem botanisch wertvollen Gebiet. Auf Grund der Geologie des Burgbergs (Kalk, Dolomit und Sandstein) und der besonderen Lage in der Waltershäuser Verwerfung existiert hier eine besondere Flora, mit einigen schon auf der ‚roten Liste‘ verzeichneten Arten. So fanden wir gleich beim Start den ‚Guten Heinrich' oder auch wilder Spinat genannt, eine alte Wildgemüsepflanze, die man allerdings nur im Jungstadium der Blätter verzehren sollte, da die älteren Blätter bitter sind.
Gleich am Anfang des Weges fanden wir die ersten Aronstab-Pflanzen. Diesen fand wir auch zum Abschluss des Rundgangs auf der anderen Seite des Vorhofes am Schloß wieder.
Auf Grund der Geologie entwickelte sich hier ein Bestand an Buchen und Eichen, aber auch Elsbeere und Pflaumeiche fühlen sich wohl. In der Gemeinschaft des Blaugras-Buchenwald, und Steinsamen-Elsbeeren-Eichenwald entwickeln sich aber auch Orchideen und Feuerlilien. Ebenso lassen sich hier verschiedene Mitglieder der Gattung Sorbus in Form von Speierling und Elsbeere finden.
Weitere Informationen zu Schloss Tenneberg:
https://de.wikipedia.org/wiki/Schloss_Tenneberg
Autor: Mirko Fey