19. Neujahrsempfang der grünen Verbände in Thüringen: Frischer Wind für weitere Landesgartenschauen nach dem BUGA-Jahr 2021 – Kritik an Erfurter Stadtverwaltung für BUGA-Planungen am Petersberg

(Von links nach rechts) Jens Heger, Präsident des FGL Hessen-Thüringen, Dr. Klaus Sühl, Staatssekretär im Thüringer Ministerium für Infrastruktur und Landwirtschaft, Werner Alkewitz, Thüringer bdla-Vorsitzender sowie Thomas Bleicher, DGGL-Vorsitzender in Thüringen
Rund 150 Gäste kamen in diesem Jahr zum traditionellen Empfang der grünen Verbände in den Kanonenhof des Deutschen Gartenbaumuseums.
Musikalisch schwungvoll ging es im Kanonenhof ins neue Jahr. Rund 150 Gäste kamen in diesem Jahr zum traditionellen Empfang der grünen Verbände.
Musikalisch schwungvoll ging es im Kanonenhof ins neue Jahr. Rund 150 Gäste kamen in diesem Jahr zum traditionellen Empfang der grünen Verbände.

Erfurt (2. Februar 2016) – 2024 und 2028. Das waren vielleicht die bemerkenswertesten Zahlen an diesem Abend. Denn es scheint, als blickt man in Thüringen in Sachen „Landesgartenschau“ durchaus positiv in die Zukunft. Über die Großveranstaltung 2024 wird das Thüringer Kabinett wohl in wenigen Wochen bereits entscheiden, der andere Termin soll dann ebenso zügig auf den Tisch. Die Rot-Rot-Grüne-Landesregierung hält Gartenschauen für Motoren der Stadtentwicklung und will daran festhalten. Dr. Klaus Sühl, Staatssekretär im Thüringer Ministerium für Infrastruktur und Landwirtschaft, sprach bei seinem Grußwort auf dem 19. Neujahrsempfang der grünen Verbände in Thüringen mehrfach voller Stolz über die Chancen für die ländliche und städtische Entwicklung. „Landes- und Bundesgartenschauen oder Internationale Bauausstellungen sind einmalige Instrumente, konzentrieren sie innerhalb eines relativ kurzen Zeitraumes hochkomplexe vor allem städtebauliche Projekte für eine nachhaltige Stadtentwicklung. Sie sind im Ergebnis publikums- und medienwirksam, können aber weit mehr präsentieren als die Örtlichkeit einer Stadt.“ Entsprechend optimistisch blickt er neben den bereits beschlossenen Veranstaltungen 2017 in Apolda und dann 2021 die BUGA Erfurt auf zukünftige Schauen. Selbst das LGS-Jahr 2032 fiel an diesem Abend bereits. „Mit ihrer Hilfe, mit der Hilfe der Stadtverwaltungen, mit der Hilfe derjenigen, die ein Faible für solche Schauen haben, wird es uns gelingen, diese sehr ambitionierten Vorhaben für die nächsten Jahr in Thüringen umzusetzen.“

Rund 150 Gäste kamen diesmal in den Kanonenhof des Deutschen Gartenbaumuseums, wo traditionell der Neujahrsempfang stattfindet. Eingeladen hatten ebenfalls ganz Tradition der Landesverband im Bund Deutscher Landschaftsarchitekten (bdla), die Deutsche Gesellschaft für Gartenkunst und Landschaftskultur Thüringen (DGGL) sowie der Fachverband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau Hessen-Thüringen e.V. (FGL Hessen-Thüringen).

Im Angesicht von Krieg, Flüchtlingskrise und menschlichem Leid wurde der Empfang durchaus persönlich, als Thomas Bleicher, DGGL-Vorsitzender in Thüringen, der in diesem Jahr im Namen seiner Verbandskollegen die Begrüßung vornahm, gleich zu Beginn seiner Rede anmerkte. „Die materiellen und ideellen Belastungen der Kommunen führen zu Einschränkungen in verschiedenen Aufgabenfeldern. Das ist so, aber es ist keine Katastrophe. Ängste sind in unserem Land nicht begründet. Wichtig ist eine gute und möglichst schnelle Integration der vielen durch Krieg vertriebenen Menschen.“ Besonders lobte er die Ankündigung des FGL Hessen-Thüringen, dass seine Mitgliedsbetriebe bereit seien, Flüchtlinge im Unternehmen zu integrieren.

Auch das Thema „Landesgartenschau“ spielte in seiner Begrüßung eine Rolle. Neben der Freude über die Durchführung von solchen Großveranstaltungen mahnte Bleicher aber auch an, dass das Instrument Gartenschau dringend einer Generalinventur und Überholung bedarf. „Der Altersdurchschnitt der Besucher darf nicht zufrieden stellen. Ebenso wenig wie die erreichte Nachhaltigkeit der Investitionen und die regelmäßige Überforderung der Kommunen bei der Unterhaltung der Infrastrukturen.“

Ein strategisches Umdenken forderte auch Werner Alkewitz, Thüringer bdla-Vorsitzender, im Vorfeld des Empfangs. „Bei der Auswahl der Städte sollte sicher stärker darauf geachtet werden, ob es in den Städten schon kulturelle Highlights gibt, die man einbinden kann, ohne große Investitionen zu tätigen. Die Haushalte werden nicht größer. Wir müssen also schauen, was ist bereits vorhanden, welche touristischen Ziele sind in der Nähe und was kann mit weniger Finanzmitteln aufgewertet werden“, so Alkewitz. Zudem bemängelte er den aktuellen Stand der Planungen für den BUGA-Standort Petersberg. „Es fehlt leider eine städtische Strategie für die Flächenentwicklung und der dann folgenden Abwicklung“, kritisiert Alkewitz die zögerlichen Fortschritte der Erfurter Stadtverwaltung, die für den Petersberg verantwortlich ist. „Erfurt hat eine sehr große Verwaltung in den vergangenen Jahren aufgebaut, die Ämter sind sehr eigenständig und sich untereinander nicht immer grün. Das Zusammenarbeiten fällt schwer, die Zuständigkeit ist unklar und wechselt. Es fehlt eine ordnende Hand.“ Der Petersberg ist eine von insgesamt fünf Flächen der BUGA Erfurt 2021 und hat als Verbindungsareal zwischen dem egapark und dem Nordpark als stadtnaher Ort ein großes Potential.

Erwähnt wurden von Thomas Bleicher auch die Bemühungen um die Nachwuchsarbeit, die immer wichtiger für die Verbände werden. Die Initiative „Allianz für Nachwuchssicherung in den Grünen berufen“ der Thüringer Landesregierung mit Betrieben, Verbänden und Bildungseinrichtungen ist dabei ein ebenso wichtiger Baustein wie die Anstrengungen des bdla Thüringen, die Qualität des Masterstudiums zu verbessern.

Wie schon in den vergangenen Jahren wurde der 19. Neujahrsempfang in Thüringen von der Baumschule Lorberg, Rinn Beton- und Natursteine sowie der Leipziger Leuchten GmbH finanziell unterstützt.

Text: Jens Haentzschel (greengrass media)
Fotos: Maik Schuck